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Sozialinstitut Seva Savan

 

Sozialinstitut Seva-Sadan: Pater John Alapatt (SVD)

Auf den Fundamtenten, die Bischof Hermann Westermann in seinem Leben gelegt hatte, wird auch nach seinem Tod weitergebaut - in Indien wie in Deutschland. Eine der letzten Initiativen des Bischofs vor seinem Rücktritt war 1974 die Gründung des Sozialinstituts „Verein für öffentliche Wohlfahrt Seva-Sadan" in Rourkela. Westermann schrieb darüber nach seinem Besuch in Rourkela 1977 in der Münsteraner Bistumszeitung „Kirche und Leben": „Besondere Freude machte mir aber das Sozialinstitut in Alt-Rourkela, das ich noch kurz vor meinem Rücktritt im Frühjahr 1974 mit Hilfe von österreichischen Freunden errichtet und einem tüchtigen indischen Pater anvertraut hatte. Wie schon erwähnt, nimmt er sich vor allem der Slums von Rourkela an und arbeitet dabei eng zusammen mit hohen Beamten des Stahlwerks und der Stadtverwaltung und einigen Ärzten."

 

Der Name „Seva Sadan" bedeutet "Ort des Dienens". Das Institut koordiniert heute u. a. die Sozialarbeit in rd. 42 Slum-Abschnitten mit rd. 80.000 Bewohnern. Ziel ist es, Menschen im Rahmen von Projekten zu helfen, eigenverantwortlich Wege aus der Armut, Abhängigkeit und Passivität zu finden.

 

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Die Stadt Werne übernahm im Jahr 1980 die Patenschaft für das Sozialinstitut „Seva Sadan", das seitdem von dem indischen Pater John Alapatt (SVD) geleitet wird. Die CDU-Fraktion stellte am 24. Januar 1980 folgenden Antrag: Die Stadt Werne solle im Rahmen ihrer Partnerschafts-Aktionen die Patenschaft über eine soziale Maßnahme oder Einrichtung einer Gemeinde in den indischen Diözesen Sambalpur oder Rourkela übernehmen. In der Begründung des Antrags hieß es unter anderem: „Bischof Westermann hat in 42-jähriger Tätigkeit in Indien neben der missionarischen Tätigkeit in beachtlichem Umfang soziale Werke geschaffen. (...) Der persönliche Kontakt Bischof Westermanns zu seiner Heimatstadt hat uns über Jahrzehnte dieses Werk miterleben lassen. Zahllose Bürger unserer Stadt haben durch Spenden zum Aufbau dieses Werkes beigetragen. (...) Wir sollten mit den Mitteln unserer Stadt gemeinschaftlich ein Zeichen setzen." Der Antrag wurde am 25. Februar 1980 vom Stadtrat mehrheitlich angenommen.

 

Dem Ratsbeschluss waren eingehende Diskussionen im Partnerschaftsausschuss der Stadt vorangegangen, der sich damals bereits seit mehreren Jahren mit Städtepartnerschaften und Kontakten nach Frankreich und England befasst hatte.

Mit einem jährlichen Beitrag von 5.000 Euro unterstützt die Stadt Werne bis zum heutigen Tage das Sozialinstitut.

 

In den Kommunalpolitischen Blättern wurde Werne im Juni 1982 als Beispiel für kommunalpolitische Entwicklungshilfe genannt: „Einen vorbildlichen Weg kommunaler Entwicklungshilfe geht auch die (...) Stadt Werne, die bereits 1980 als eine der ersten dem Solidaritätsaufruf folgte." Die Gemeinde St. Christophorus übernahm außerdem die Patenschaft für das Krankenhaus in Kalunga.

 

1984 wurde auf Initiative von Wilhelm Lülf und Franz-Josef Grube der Förderverein Rourkela e. V. gegründet. Erster Schatzmeister war der am 17. März 2010 verstorbene Theo Westermann, ein Neffe von Bischof Hermann Westermann. Bereits ein Jahr nach Gründung des Fördervereins konntem rd. 12.500 an die Steyler Mission in St. Augustin für Rourkela überwiesen werden. Hinzu kam von Seiten der offiziellen Stadt Werne die 10.000 DM als jährliche Spende für das Sozialinstitut „Seva Sadan".

 

Fast 20 Jahre später, im September 2003, konnte Wilhelm Lülf als Vorsitzender des Fördervereins berichten, dass durch die Mitglieder des Vereins bis dahin rd. 225.000 Euro gesammelt worden seien. Die hohe Summe verdeutlichte das Engagement, das die Werner Bürgerinnen und Bürger für diese Einrichtung im fernen Indien aufbrachten. Mit Hilfe dieser Gelder konnten eine Reihe von Projekten erfolgreich auf den Weg gebracht werden.

 

Über die konkrete Verwendung der Spendengelder berichten - neben Pater John Alapatt  (SVD) - regeömäßig die indischen Bischöfe "vor Ort" in ihren Briefen aus Rourkela oder im Rahmen ihrer jeweiligen Besuche in Werne. U. a. verwandte Bischof Alphonse Bilung die Spenden für den Bau des Krankenhauses Maria Kudaar, das er in Nachfolge des von Bischof Westermann gegründeten Spitals in Kalunga initiiert hatte.

 

Die Patenschaft zu Rourkela sowie die Arbeit des Fördervereins sind auf regen persönlichen Kontakten zwischen den Missionaren und Kirchenleuten in Rourkela und den Werner Bürgern aufgebaut. Ein beständiger Briefverkehr und gegenseitige Besuche sind selbstverständlich geworden. Wilhelm Lülf sagte im Januar 2005 dem WDR-Hörfunk in einem Interview, dass es für Patenschaften unbedingt notwendig sei, „an Ort und Stelle Verbindungsleute zu haben, die die Projekte annehmen". Auch Theo Westermann sagte auf einer Jahreshauptversammlung des Fördervereins: „Die Menschen freuen sich, den Empfänger der Spenden persönlich zu treffen. Dann sind die Spenden nicht mehr so anonym." Nach Besuchen der Bischöfe Alphonse Bilung und Raphael Cheenath schrieb Wilhelm Lülf im November 2003 an John Alapatt: „Die Seva Sadan2Spendenbereitschaft muss mit vielen Aktionen stets neu angeregt werden. Deshalb waren die Besuche von Erzbischof Raphael Cheenath und Bischof Alphonse Bilung vor einigen Monaten ein willkommener Anlass. Eine gelungene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit trug dazu bei, dass alle Werner Bürger ausführlich informiert wurden. Die Slums von Rourkela, die Arbeit der Bischöfe und die Situation der Kirche in Indien waren Tagesgespräch." Bei den Besuchen der beiden indischen Geistlichen stand das langjährige finanzielle und ideelle Engagement der Stadt und ihrer Bürger für das Sozialinstitut „Seva Sadan" im Mittelpunkt. Cheenath sowie Bilung nutzten die Gelegenheit, Freunde und Förderer ihrer Arbeit in Werne zu besuchen.

 

Auch Hildegard Westermann, die Schwester Bischof Westermanns, pflegte die Kontakte zu Indien. So lud sie im Jahr 2000 die Generaloberin Auxilia und Schwester Mercia der Handmaids of St. Mary nach Werne ein. In Deutschland gingen die Nonnen zunächst zum Grab Westermanns in Neuenkirchen. Unter der Führung von Hildegard Westermann besuchten sie darauf viele Freunde und Wohltäter in Werne.

 

Die Arbeit der Nachfolger Westermanns in Indien